Was kam in Westfalen um 1900 wirklich auf die Teller? Anhang von archivarischen Quellen und Berichten verdeutlicht sie, dass der Speisezettel häufig eintönig war und nur bei besonderen Anlässen Abwechslung bot.
Sonja Böder betreut das Forschungsprojekt der Volkskundlichen Kommission für Westfalen zum regionalen Essverhalten. Sie zeigt einen interessanten Wandel auf: Nach verschiedenen internationalen Küchentrends erfreut sich die regionale Kost seit vielen Jahren einer zunehmenden Aufmerksamkeit.
Dazu tragen Gastronomen, die regionaltypische Gerichte anbieten, ebenso bei wie Interessenverbände, deren Ziele die Erhaltung und Förderung in der Region produzierter Lebensmittel sind.
Im Tourismus spielen die Spezialitäten Westfalens ebenfalls eine prominente Rolle, da die Nahrung immer einen besonders schnellen und direkten Zugang zur Kultur einer Region bietet. Dabei galt das kulinarische Angebot Westfalens lange Zeit als wenig verlockend.
Die Lebensmittel und Speisen der Region werden in Reiseberichten des 16. bis frühen 19. Jahrhunderts, etwa von Voltaire, überwiegend negativ geschildert. Im 19. Jahrhundert wandten sich Schriftsteller der Region gegen diese Kritik und stilisierten Schwarzbrot, Schinken und andere Produkte zu Inbegriffen von Heimat und Identität.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schließlich griff die Tourismuswerbung auf dieselben Nahrungselemente zurück, wandelte sie endgültig ins Positive und inszeniert sie auch heute als Leitbilder der Region.
Der Winterabend der Saison findet wie immer im Museum der Stadt im Wasserschloss Wittringen, Burgstraße 64, statt. Der Eintritt ist frei.