Über zwei Millionen gefallene deutsche Soldaten gehören zur Bilanz des Ersten Weltkrieges, weniger als zehn Prozent von ihnen wurden in Deutschland bestattet, die meisten fanden in Kriegsgräbern hinter den West- und Ostfronten ihre letzte Ruhestätte. Die Gladbecker Zeitung schätzte am 4. Januar 1917 an die 10.000 Gladbecker Soldaten, die zum Krieg einberufen wurden. Von ihnen kehrten über 1.700 nicht zurück.
Die Angaben über die Gladbecker Gefallenen reichten bisher von 1.300 bis 1.600 Toten. Es galt die Annahme, dass die in den Gladbecker Blättern 1914-1919 veröffentlichten Namen mit denen am Ehrenmal in Wittringen übereinstimmen. Bei der Recherche des Stadtarchivs zeigten sich in der Auflistung doppelte Namensnennungen und gleiche Personen in unterschiedlichen Schreibweisen. Es wurden außerdem Soldaten aufgeführt, die den Ersten Weltkrieg nachweislich überlebt haben, so zum Beispiel Franz Walkowiak, der nach Aussage eines Nachfahren während des Krieges in die Niederlande desertierte und dort bis in die 1980er Jahre gelebt hat. Oder Gefallene, die nicht in Gladbeck, sondern in Buer wohnten, deren Familien sich aber Gladbeck zugehörig fühlten, wie Johann Tenbusch, dessen Todesanzeige seine Familie in der Gladbecker Zeitung veröffentlichte. Sein Name ist auch auf dem Buerer Ehrenmal nahe dem Berger See zu finden.
Recherchen des Stadtarchivs ermittelten die Namen und Daten von über 1.700 gefallenen Gladbecker Soldaten. Anhand der Sterberegister des Standesamtes, der Sterbeanzeigen, Nachrufe und Kurzmitteilungen in der Gladbecker Zeitung, der Sammlung von Totenzetteln, Einwohnermeldekarten, Adressbücher, Unterlagen des Friedhofs, der Kirchenbücher und weiterer Dokumente im Pfarrarchiv St. Lamberti sowie die im Internet veröffentlichten Vermissten- und Verlustlisten konnten bisher 1.713 namentlich bekannte Gladbecker Gefallene ermittelt werden. Mehr als die Hälfte von ihnen starben in den ersten beiden Kriegsjahren. Die beiden Jüngsten waren erst 16, der Älteste war 47 Jahre alt. Das Verhältnis der Katholiken zu den Protestanten betrug 2 zu 1. Der verlustreichste Monat war der November 1914 mit 110 Toten; am 10.11. 1914 starben 39 Gladbecker in der Schlacht bei Poelkapelle, die höchste Anzahl an einem Tag. Es sind auch Personen erfasst, zu denen außer ihrem Namen und ihrem Sterbejahr keine weiteren Informationen vorliegen. Die Zuordnung zur Stadt Gladbeck ist nicht immer nachweisbar, manche Einzelschicksale konnten bisher nicht aufgeklärt werden, weitere Opfer sind zu vermuten. Die Datenbank unterliegt daher Änderungen. Ergänzungen können Sie gerne dem Stadtarchiv melden (Mail: stadtarchiv@stadt-gladbeck.de). Für die zeitaufwändigen und mühevollen Recherchen geht ein großer Dank an Runar Pfeiffer und Wolfgang Keuterling.
Die Datenbank finden Sie hier:
Link zur Datenbank der Gefallenen des Ersten Weltkrieges Es kann nach Name, Vorname, Geburtsort, Geburtsdatum und Sterbedatum recherchiert werden. Zu jedem Namen werden die bisher bekannten Daten angegeben: Name, Geburtsdatum, Geburtsort, Sterbedatum, Sterbeort, Truppenzugehörigkeit, Beruf, Religion, Adresse, Namen der Eltern und Ehefrauen, Angabe der Quellen.
Weitere Informationen sowie einen Abdruck der Gefallenenliste finden Sie in der Publikation:
Katrin Bürgel / Ludger Tewes: "Auf ein frohes Wiedersehen, liebe Mutter." Kriegskultur und Erfahrungshaltung im westfälischen Amt Gladbeck 1914-1918. Essen 2016. Schriftenreihe des Stadtarchivs Gladbeck, Band 1, 424 Seiten, ISBN 978-3-8375-1579-4, 19,95 €.
Das Buch ist im Buchhandel und über den Klartext Verlag Essen erhältlich.